ÖKG-Jahrestagung findet unter dem Motto „Alte Herzen – Neue Perspektiven“ zwischen 27. und 29. Mai 2021 statt

„Die diesjährige Jahrestagung der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG) wird mit dem Leitthema „Alte Herzen – Neue Perspektiven“ zwischen 27. und 29. Mai 2021 stattfinden. Aufgrund der Pandemie führen wir sie zum zweiten Mal online durch – und damit schon routiniert und nicht mit weniger Begeisterung, als träfen wir einander analog. Ich freue mich auf die spannenden, live moderierten Vorträge aus dem Salzburg Congress“, erklärte Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Siostrzonek (Ordensklinikum Linz), Präsident der ÖKG (Österreichische Kardiologische Gesellschaft) am Dienstag im Rahmen einer Pressekonferenz. Zu den Highlights werden die thematischen Schwerpunkte „Kardio-Onkologie“, „Digital Health“ und „Herzmedizin im Alter“ zählen. Tiefe Einblicke gibt es in die Grundlagenforschung – von der Fähigkeit von Gefäßen, sich zu verjüngen („vascular rejuvenation“) über die Regenerationsfähigkeit des Herzens bis zur Zellalterung. Komplexe Themen wie die Auswirkung des Alterns auf klinische Besonderheiten – etwa in der Intensivtherapie, der Antikoagulation, bei Herzklappenerkrankungen oder auch im Umgang mit Herzinsuffizienz – werden ins Zentrum der Diskussion gerückt. Ebenso werden für KardiologInnen relevante ethische Fragen und Entscheidungen Teil des Spannungsbogens. „Persönlich freue ich mich auch bereits auf die Präsidentensitzung, die ESC-Sitzung und die COVID-Sitzung, bei der wir kardiologische Fragestellungen rund um ‚Social Distancing‘ und ‚Digital Health‘ thematisieren werden“, so Siostrzonek. Zu den weiteren Highlights wird die Verleihung des Österreichischen Kardiologenpreises zählen. Eine begleitende virtuelle Ausstellung rundet die Leistungsschau der Herzmedizin in Österreich für Interessierte ab.

Tagungspräsident ist Univ.­Prof. Dr. Peter Siostrzonek (Ordensklinikum Linz), Tagungssekretäre sind ÖKG-Generalsekretär und -President Elect Univ.­Prof. Dr. Bernhard Metzler (Medizinische Universität Innsbruck) und Univ.­Prof. Dr. Daniel Scherr vom Universitätsklinikum Graz. Das Programm-Kommittee besteht aus Univ.­Prof.in Dr.in Jutta Bergler-Klein (AKH Wien/MedUni Wien), Assoc. Prof.in Dr.in Diana Bonderman (Klinik Favoriten), Priv.­Doz. Dr. Georg Delle Karth (Klinik Floridsdorf), Priv.­Doz. Dr. Deddo Mörtl (Universitätsklinikum St. Pölten), Assoc. Prof. Dr. Alexander Niessner (Medizinische Universität Wien) und Priv.­Doz. Dr. Sebastian Reinstadler (Medizinische Universität Innsbruck). Programmdetails finden Sie hier.

Univ.­Prof.in Dr.in Jutta Bergler-Klein –
„Krebs und Herzerkrankungen können einander wechselseitig beeinflussen“

„Herz- und Krebserkrankungen sind die häufigsten Erkrankungen in westlichen Industriestaaten und somit auch in Österreich. Dabei erkennen wir zusehends, dass Tumoren durch Entzündungs- und Immunmechanismen die Herzfunktion beeinflussen können. Umgekehrt können aber auch Begleiterscheinungen wie subklinische Entzündungsprozesse, wie sie z.B. bei Herzinsuffizienz auftreten können, die Entstehung von Tumoren begünstigen“, unterstrich Univ.­Prof.in Dr.in Jutta Bergler-Klein mit Blick auf ihre Vortragsarbeit im Rahmen der Jahrestagung. Auch Krebstherapien können therapiebedürftige Herznebenwirkungen akut und langfristig auslösen.

Ein besonders erhöhtes Risiko für diese so genannte „Kardiotoxizität“ bei onkologischen Behandlungen besteht bei bereits vorliegenden Herz-Kreislauferkrankungen. „Sowohl in den kardiologischen als auch in den onkologischen Gesellschaften wird ‚Kardio-Onkologie‘ daher nun stark diskutiert. So gibt es rezente Positionspapiere von der European Society of Cardiology (ESC) bzw. der Heart Failure Association der ESC. 2022 rechnen wir mit neuen ESC-Guidelines zu Kardio-Onkologie“, stelle die Universitätsprofessorin klar. Die jüngeren Positionspapiere betonen, dass noch vor Beginn der onkologischen Therapie das kardiovaskuläre Risiko erfasst werden solle und somit rechtzeitig mit einer kardiovaskulären medikamentösen Therapie begonnen werden könne. Auch während der onkologischen Behandlung müsse die Herzfunktion monitiert werden.

„Sehr wichtig ist es, das Herz und die Gefäße von Patientinnen und Patienten, die eine Krebserkrankung überlebt haben, auch nach Strahlentherapien, regelmäßig und dauerhaft zu untersuchen. So können eine beginnende Herzschwäche, eine Atherosklerose oder auch Herzklappenveränderungen erfasst werden.“ Herzrisikofaktoren (Cholesterin, hoher Blutdruck, Rauchen usw.) sollen erkannt und behandelt werden. Bergler-Klein abschließend: „Bewegung und sportliche Betätigung können auch während Chemotherapien – soweit möglich – dazu beitragen, die Kardiotoxizität und Nebenwirkungen hintanzuhalten. Das Ziel ist immer, die wichtige, lebensrettende Krebstherapie zu ermöglichen und gleichzeitig das Herz zu schonen.“

Assoc. Prof.in Dr.in Diana Bonderman –
„Digital Health kann die Versorgung sowie die Prognose verbessern und dabei Kosten reduzieren“

„Digital Health ist mehr als Telemedizin. Digital Health ist eine interdisziplinäre Verbindung von Gesundheit, Gesundheitsfürsorge, Leben und Gesellschaft mit digitalen Medizin- und Gesundheitstechnologien, um die Effizienz der Gesundheitsversorgung zu verbessern“, leitete Assoc. Prof.in Dr.in Diana Bonderman ein. „Medizinprodukte und -technik hatten einen wesentlichen Anteil an der rasanten Entwicklung der kardiovaskulären Medizin in den letzten Jahren. Die kommenden Jahre werden einen weiteren Entwicklungsschub bringen – in der kardiovaskulären Diagnostik, dem Imaging und den therapeutischen Strategien. Dabei brauchen wir Anwendungen, die betroffenen PatientInnen eine aktive Rolle im eigenen Gesundheitsmanagement einräumen und gleichzeitig klinische Abläufe vereinfachen. Digital Health-Technologien, die die Versorgungsqualität in der Kardiologie steigern, Kosten reduzieren und dabei die Prognose verbessern, werden hier den Unterschied machen.“

Als Beispiel nannte Bonderman etwa intelligente Computersysteme, die Bilder aus der Echokardiographie, der kardialen Magnetresonanztomographie, der Computertomographie oder Szintigraphie, sowohl einzeln als auch kombiniert, zusammenführen und dann anhand bestimmter Muster Diagnosen liefern. Diese Ergebnisse können innerhalb kurzer Zeit mit klinischen oder laborchemischen Daten verknüpft werden.

Ohne kardiologische Kompetenz sei aber auch die hochwertigste Technologie kaum zweckmäßig für die PatientInnen einzusetzen. „Zusätzlich zur Technologie bildet das kardiologische Fachwissen die zweite unabdingbare Säule. Nur mit diesem Know-how werden kardiale Biomarker aus der Lifestyle-Sensorik – von Smart Devices über Wearables bis Apps – ebenso wie aus implantierbarer Technologie interpretierbar und zum Nutzen der PatientInnen einsetzbar“, konstatierte die Kardiologin. Weitere Datenquellen sind elektronische PatientInnenakten, medizinisches Imaging oder auch das Internet. Bonderman abschließend: „Zwar können intelligente Computersysteme Zusammenhänge in Datenpunkten erkennen, Algorithmen erstellen und Empfehlungen abgeben. Aber es sind die Kardiologinnen und Kardiologen, die für den Input dieser Systeme und damit für die Qualität des Outputs verantwortlich zeichnen.“

Photocredit: Österreichische Kardiologische Gesellschaft (ÖKG)/APA-Fotoservice/Schedl Fotograf/in: Ludwig Schedl

Rückfragehinweis:
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Mag. Michael Eipeldauer
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