Austrian Health Academy gratuliert Gesundheitsminister Mückstein

Die gesundheitspolitische Denkfabrik Austrian Health Academy (aha.) gratuliert dem neuen Gesundheitsminister Dr. Wolfgang Mückstein und sieht jetzt eine „Chance für einen Neubeginn in der Corona-Kommunikation“, erklärte Univ.-Prof. Dr. Otto Michael Lesch, Psychiater und stellvertretender aha.-Präsident, am Montag aus Anlass der Angelobung des neuen Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. Mückstein habe bereits in seinen ersten Statements deutlich gemacht, die Menschen und nicht das Virus in den Mittelpunkt stellen zu wollen. Die Austrian Health Academy (aha.) freut sich über diesen neuen Ansatz: „Wir brauchen jetzt einen Diskurs über die soziale Isolation, die Angst zu erkranken, die Unsicherheit, wie es überhaupt weitergehen kann. Politik, Verwaltung und Wissenschaft wären in der Wahl der Bilder, Mittel und Themen gut beraten, fortan stärker auf milieugerechte, klare und evidenzbasierte Information zu setzen, um die Autonomie und Resilienz der Bevölkerung zu verbessern“, unterstrich der Psychiater Lesch.

Gebote und Verbote werden zunehmend weniger akzeptiert. Daher fordert die Austrian Health Academy eine Haltungsänderung der Politik: „Wir brauchen eine Politik für und nicht gegen Menschen. Der Verlust des bisher gewohnten Umfeldes, der persönlichen Freiheit und der Zukunftsperspektiven haben weitreichende Konsequenzen in Form von psychischen und somatischen Krankheitsbildern. Technische Begriffe und Statistiken sind für viele Menschen schwierig zu verstehen. Hinzu kommt, dass bislang Werbung das vorherrschende Mittel der Corona-Kommunikation ist. Stattdessen braucht es Argumente und die Bereitschaft zur Verständigung. Wer Begründungen nachvollziehen kann, wer besser versteht, kann gesetzte Maßnahmen auch leichter akzeptieren und unterstützen“, stellte Lesch klar.

„Depressionen nehmen zu, können einher gehen mit der Ablehnung therapeutischer Maßnahmen bis hin zur Gefahr des Suizids. Als Psychiater ist mir ferner wichtig, dass nun auch endlich die Beschäftigung mit dem Thema Sucht Teil der Debatte wird“, so Lesch. Vorbeugend wirkten etwa die Förderung der sozialen Sicherheit, ein friedvolles Leben, eine Verbesserung der Bildung und ein angemessenes Maß an sozialen Kontakten.

Die gesundheitspolitische Denkfabrik Austrian Health Academy (aha.) setzt sich mit fünf Punkten für einen ganzheitlichen Ansatz ein:

1) Die Bedrohung durch die Gruppe der Corona-Viren ist nach wie vor gegeben. Als Bevölkerung sollten wir uns emotional und intellektuell darauf einstellen, dass dies noch länger andauern kann, und Viren auch künftig unser Leben beeinflussen werden. Die Politik hingegen hat für die Rahmenbedingungen zu sorgen, damit die Bevölkerung auch künftig optimal auf solche Ereignisse vorbereitet ist und im Eintrittsfall bestmöglich geschützt wird.

2) Gute Hygiene, Abstand zu halten und eine Maske zu tragen lassen sich auf individueller Ebene als Beitrag für die Allgemeinheit relativ einfach umsetzen.

3) Die Vermeidung von Kontakt mit anderen hingegen, „social distancing“, ist da für uns als soziale Wesen schon deutlich schwieriger. Wir sehen daher, dass wir mit Lockdowns relativ leicht an unsere Grenzen stoßen. Sie wirken kurzfristig, ziehen aber mittel- und langfristig Angst, Schlafstörungen, Isolation, soziale Unsicherheit, weniger Bewegung, Gewichtszunahme und viele andere psychische und somatische Belastungen nach sich.

4) Diese Auswirkungen vergrößern die Häufigkeit von Krankheiten, verzögern deren frühzeitige Erkennung und verschlechtern somit signifikant den Verlauf. Psychische Belastung und psychische Verarbeitungsmechanismen sowie die körperliche Grundkondition, das soziale Umfeld und andere Persönlichkeitseigenschaften beeinflussen den Krankheitsverlauf ganz wesentlich, etwa im Bereich der Onkologie. Signifikante Auswirkungen haben sie auch auf die Immunabwehr jedes Menschen. Jede Schwächung der Abwehrkraft führt unweigerlich zu einer Zunahme von schweren Corona-Erkrankungen.

5) Die aktuell herrschende dritte Welle der Pandemie wurde von Teilen der Politik bereits zum Anlass genommen, in anderer, deutlicher und verständlicherer Form mit der Bevölkerung in einen kommunikativen Austausch zu treten. Jetzt sollte man zusätzlich einen thematischen Kontrapunkt setzen und deutlich machen, welche Aktivitäten erforderlich sind, um gesund zu bleiben, das Immunsystem zu verbessern und unsere Abwehrkräfte zu stärken. „Ganz zentral aber ist es, Corona-Themen so zu vermitteln, dass die Bevölkerung sie auch verstehen kann“, schloss Lesch.

Über die Austrian Health Academy

Die Austrian Health Academy (aha.) ist eine gesundheitspolitische Denkfabrik. Sie wurde gegründet, um zu einem gerechten, wirksamen und effizienten Gesundheitssystem beizutragen. Präsident ist Dkfm. Dr. Claus Raidl, Präsident-StellvertreterInnen sind Univ.-Prof.in Dr.in Alexandra Kautzky-Willer und Univ.-Prof. Dr. Otto Michael Lesch. Obmann der Austrian Health Academy ist Dkfm. Dr. Michael Kraus. Die Austrian Health Academy (aha.) forscht und berät evidenzbasiert politische und andere AkteurInnen und adressiert mit ihrer Arbeit auch die allgemeine Öffentlichkeit. Sie pflegt den fachlichen Austausch auf nationaler und internationaler Ebene und entwickelt Lösungen für drängende gesundheitspolitische Fragen. Sie finanziert sich über Mitgliedsbeiträge, Sponsoring und Auftragsarbeiten. Ihr oberster Grundsatz ist die wissenschaftliche Unabhängigkeit.